Roadmap
Roadmaps helfen dir, die Umsetzung deiner Produktstrategie zu planen. Mit ihnen beschreibst du, wie sich dein Produkt in absehbarer Zukunft entwickeln soll. Der betrachtete Zeithorizont ist hierbei größer, als beispielsweise bei einem Backlog.
Wir stellen dir hier die zielorientierte (engl. “goal-oriented”, GO) Roadmap vor.
Ziel
Da du mit der Roadmap einen längeren Zeitraum betrachtest, behältst du den Fokus auf die größeren Ziele, die du mit dem Produkt erreichen möchtest. Die Roadmap hilft dir damit bei Priorisierungsentscheidungen.
Aber nicht nur das: Die Roadmap hilft dir auch, die Erwartungen deiner Stakeholder zu steuern. Alle an der Produktentwicklung Beteiligten sehen, was für die naheliegende Zukunft geplant ist.
Geschichte
Roadmaps für technische Produkte werden seit längerer Zeit eingesetzt. Der T-Plan der Cambridge University beispielsweise wurde 2001 veröffentlicht.
Jeff Gothelf kritisiert traditionelle Roadmaps:„The traditional linear roadmap model, one where there is a starting point and clear, feature-specific endpoint (almost always with a fixed date) is outdated. It reflects an output-focused mode of operating a digital business. Instead, today, successful product-led organisations focus on outcomes.“
Die zielorientierte Roadmap, auf die wir uns konzentrieren, wurde 2013 von Roman Pichler beschrieben.
Funktionsweise
Die zielorientierte Roadmap ist übersichtlich aufgebaut. Sie zeigt die nächsten großen Releases eines Produkts über einen Zeitverlauf. Ein Release beschreibt eine Produktversion, die Wert schafft. Das Release bekommt auf der Roadmap einen Namen.
Mit der zielorientierten Roadmap richtest du den Fokus auf die nächsten zu erreichenden Ziele. Ziele beschreiben, warum das Release entwickelt werden soll. So ein Ziel kann beispielsweise die Neukundenakquise oder das Reduzieren technischer Schulden sein. Abgeleitet von diesen Zielen werden die umzusetzenden Features ausgewählt, die zur Zielerreichung beitragen sollen.
Schließlich legt die Roadmap fest, wie gemessen wird, ob das Ziel erreicht wurde. Dadurch wird sichergestellt, dass nur messbare Ziele formuliert wurden.

Eine nähere Beschreibung des Werkzeugs findest du auf Roman Pichlers Blog.
Einsatz
Beim Einsatz der zielorientierten Roadmap sind verschiedene Dinge zu beachten:
1. Produktreife und Marktdynamik
Roman Pichler beschreibt anhand einer Matrix, in welchen Situationen eine zielorientierte Roadmap nützlich ist. Die Reife des Produkts und die Stabilität des Marktes sind hier ausschlaggebend:

Du siehst, dass eine traditionelle feature-orientierte Roadmap dann sinnvoll ist, wenn dein Produkt sich bereits in der Reifephase des Produktlebenszyklus und in einem stabilen Marktumfeld befindet. In einer solchen Situation musst du kaum auf Änderungen reagieren, du kennst deine Nutzer und Käufer gut. Du wirst wahrscheinlich keine größeren Änderungen mehr am Produkt vornehmen. Die Auswirkungen der Änderungen, die du vornimmst, kannst du gut einschätzen. In diesem Fall kannst du mit deiner Roadmap einen Zeithorizont von 1-2 Jahren beplanen.
Bei einem jungen Produkt hingegen gibt es viele Unsicherheiten. Auch in einem dynamischen Markt, in welchen z.B. häufig neue Wettbewerber mit neuen Produkten eintreten, musst du flexibel reagieren können. Durch einen kürzeren Planungshorizont und häufigeres Überprüfen deiner Roadmap trägst du diesem Umfeld Rechnung. Die Planung anhand von Features ist aufgrund der Unsicherheiten nicht praktikabel. Eine zielorientierte Roadmap bietet hier Vorteile. In der Matrix siehst du Tipps für Zeithorizonte und Häufigkeit der Reviews, wenn du ein jüngeres Produkt und/oder ein dynamisches Marktumfeld hast.
Achte darauf, dass die Roadmap dir und deinen Stakeholdern trotz Unsicherheiten eine Orientierung gibt.
Plane daher nur für einen Zeitraum, den du realistisch einschätzen kannst.
Ändert sich die Roadmap zu häufig, verfehlt sie ihren Zweck und Stakeholder vertrauen nicht auf ihren Inhalt.
2. Einbinden von Stakeholdern
Damit deine Stakeholder die Ziele deine Roadmap mittragen, solltest du sie in die Erarbeitung der Roadmap und in deren regelmäßige Updates einbeziehen. Dadurch kannst du auch von ihren Ideen und ihrem Wissen profitieren. Ein gemeinsamer Roadmapping Workshop ermöglicht dir dies. Vergiss dabei nicht: Die Roadmap sollte sich an der Vision und Strategie für das Produkt orientieren. Du als Product Owner hast die Aufgabe, Entscheidungen in Bezug auf das Produkt und darüber zu treffen, welche Vorschläge deiner Stakeholder du annimmst. Den Workshop führst du am besten vor Ort durch. Bitte deinen Scrum Master oder Agile Coach, dich bei der Vorbereitung und der Moderation zu unterstützen. Plane 2-4 Stunden für die Erstellung der Roadmap ein.
3. Datumsangaben in der Roadmap
Das Template für die zielorientierte Roadmap sieht vor, dass du ein festes Datum für die Releases festlegst. Dies hilft dir zu prüfen, ob das Ziel realistisch in dem angesetzten Zeitraum erreicht werden kann. Ein Nachteil eines festgelegten Datums kann sein, dass einige Stakeholder die Roadmap als Versprechen für das Erreichen der Ziele zu diesem Datum interpretieren. Das wiederum kann Druck auf dich als Product Owner und dein Team erzeugen. Es kann daher unter Umständen angebracht sein, einen Zeitraum anstatt eines festen Datums anzugeben und sich Hilfe vom Scrum Master oder Agile Coach zu holen, die/der Sinn und Zweck einer agilen Roadmap für die Stakeholder noch einmal erläutert.
Beispiele
Roman Pichler stellt in seinem Blog ein Beispiel für eine zielorientierte Roadmap vor:

Tools
Für einen gemeinsamen Roadmapping Workshop mit deinen Stakeholdern bietet es sich an, das Roadmap Template auszudrucken oder an eine Wand zu zeichnen und mit Post-its auszufüllen. So kann jeder an der Diskussion teilnehmen und Ideen sind schnell eingebracht oder verschoben. Das PDF- Template von Roman Pichler kannst du hier herunterladen.
Findet der Workshop online statt, ist ein Online-Kollaborationstool wie Miro Miro nützlich. Hier können auch mehrere Nutzer gleichzeitig an der Roadmap arbeiten. Ihr könnt hier das PDF-Template in den Gruppenraum kopieren oder ein eigenes Template erstellen.
Fragen
- Wie planst du bisher die künftigen Ziele für dein Produkt?
- Welche Vorteile siehst du in der Nutzung der zielorientierten Roadmap?
- Wen würdest du zu einem Roadmapping Workshop einladen?
Links
- Blogbeitrag von Roman Pichler (2013): The GO Product Roadmap
- Blogbeitrag von Roman Pichler (2016): 10 tips for creating an agile product roadmap
- Blogbeitrag von Robbin Schuurman (2017): Tips for Agile product roadmaps & product roadmap examples
- PDF-Template für die GO Product Roadmap von Roman Pichler
- Jeff Gothelf (2018): What does an agile product roadmap look like?
- Phaal, Robert; Farrukh, Clare; Probert, David (2001): T-plan: The Fast Start to Technology Roadmapping. Planning Your Route to Success